Die Martin-Luther-Universität (MLU) konnte Ende Mai eine erfreuliche Nachricht verkünden: Mit der US-Amerikanerin Tiffany Knight wurde erneut eine Alexander von Humboldt-Professur nach Halle vergeben. Damit ist es der MLU zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren gelungen, Deutschlands höchstdotierten Forschungspreis in die Saalestadt zu holen. Sie schärft dadurch ihr internationales Profil. Das ist ein wichtiges Zeichen, denn aufgrund des demographischen Wandels ist die MLU darauf angewiesen, mehr internationale Studierende nach Halle zu locken. Sachsen-Anhalt liegt mit einem Anteil von 10,7 % noch unter dem Bundesdurchschnitt (2013: 11,5 %). In Zukunft wird es darauf ankommen, unser Bildungs- und Wissenschaftssystem insgesamt noch stärker international auszurichten.
Ein wichtiger Punkt für internationale Studierende: Sie sind in einem noch größeren Ausmaß als deutsche Studierende auf günstigere Wohnheimplätze angewiesen. Deutschlandweit sind ca. ein Drittel aller Bewohner der Heime internationale Studierende. Hier besteht großer Nachholbedarf. Und an einer weiteren Stelle kommt die Kommune ins Spiel: Wenn internationale Studierende, Wissenschaftler oder Unternehmer mit ihren Familien in Halle dauerhaft eine Heimat finden sollen, ist die Einrichtung einer internationalen Schule ein wichtiger Standortfaktor.
Die SPD-Fraktion sieht zudem im Bereich der kommunalen Bildungslandschaft Verbesserungsmöglichkeiten. So muss die Schulentwicklungsplanung langfristig angelegt sein und darf nicht unter kurzfristigen Erwägungen beschlossen werden. Ein weiteres Beispiel: In unserer Stadt verlassen überdurchschnittlich viele Schulabgänger die Schule ohne Schulabschluss. Eine Folge des fehlenden Abschlusses ist, dass der Einstieg ins Berufsleben misslingt – gefolgt von schlecht bezahlter Arbeit oder dem Bezug von Sozialleistungen. Für uns Sozialdemokraten ist ein vitales Bildungssystem die Grundvoraussetzung, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Künftig müssen wir Bildung stärker als integralen Bestandteil von Schul-, Erwachsenen- und Seniorenpolitik begreifen. Nur so haben wir eine Chance, das Armutsrisiko in unserer Stadt zu verringern. Aus diesem Grund bringen wir in den Juli-Stadtrat einen Antrag zur Erarbeitung eines Bildungskonzeptes ein. Das Konzept soll die Verwaltung bis zum Frühjahr 2016 dem Stadtrat vorgelegen. Unser Ziel ist, ein Bildungsleitbild unter der Prämisse des lebenslangen Lernens in unserer Stadt zu entwickeln.