Zukunftszentrum: Ohne Jugend keine Zukunft

Von Pauline Nöltge und Franka Wolberg

Am Freitag, den 31.03.2023, fand im Volkspark Halle die Veranstaltung „Auf dem Weg zum Zukunftszentrum“ der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie e.V. statt. Anlass war die in Halle umjubelte Entscheidung, dass das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in unsere Stadt kommt. Im thematischen Vordergrund des Abends standen die Umbruchsprozesse nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland sowie in Mittel- und Osteuropa nach dem Ende des Kalten Krieges.

Einführend richtete Egbert Geier, der Bürgermeister der Stadt Halle (Saale), ein Grußwort an die Teilnehmer:innen, in dem er das Zukunftszentrum als große Chance für den Tourismus in der Stadt beschrieb. Dr. Stefanie Elies, die Referatsleiterin Demokratie, Gesellschaft & Innovation in der Friedrich-Ebert-Stiftung, betonte, dass sich „Transformation in der DNA“ der Ostdeutschen befinde und das Verbindungsthema zum Zukunftszentrum sei. Wolfgang Tiefensee, Vorsitzender des Forum Ostdeutschland der SPD, erklärte, dass Zukunft auf Herkunft gründet. Trotz dessen kann Transformation ebenfalls mit Angst und Sorge einhergehen, weshalb er einer auch herausfordernden Zeit beim Aufbau des Zukunftszentrums entgegenblickt.

Daraufhin gab Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, einen Impuls zu den Planungen und Visionen. Veränderungen werden bereits gelebt, wobei der Standort zentral ist. Das Zukunftszentrum soll ein breiteres Bewusstsein für Ostdeutschland schaffen – gerade 30 Jahre nach der Wende. Der Fokus des Zentrums soll aber ein gesamtdeutscher sein.

Es folgte ein Gespräch im Fishbowl-Format mit Klara Geywitz, Nina Kummer, Prof. Dr. Enrico Schleiff und Dr. Juliane Stückrad.

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, betrachtet das Zentrum als neues Stadtsymbol für Halle. Es werde gewiss nicht alle Probleme beseitigen, jedoch einen Umschwung anregen. Es sein nun an der Zeit zu erforschen, wie viel Transformation eine Gesellschaft verkraftet.

Für Herr Prof. Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, stand hingegen die Auseinandersetzung mit Transformation und der Gesellschaft im Vordergrund. Der Osten solle keinen Sonderstatus bekommen. Ostdeutschland lebe bereits in einer gesamtdeutschen Realität, in der weiterhin Impulse gegeben werden sollen.

Nina Kummer, die von Chemnitz aus die Kulturszene als Sängerin der Band „Blond“ prägt, betonte die Einbeziehung der Jugend in die kommenden Prozesse. Ihre Devise lautete: Kultur macht zugänglich, vor allem für die jüngeren Generationen.

Und genau hier lag die Schwäche der Veranstaltung. Gewiss kann Zukunft nicht ohne die Aufarbeitung der Vergangenheit geschehen, jedoch fehlte eine wirkliche zukünftige Betrachtung der Entwicklung des Zentrums und der präzisen Möglichkeiten, die dadurch geschaffen werden. Dr. Karamba Diaby, Bundestagsabgeordneter für Halle (Saale), sprach von einer Kombination aus Vergangenheit und Zukunft. Was Vergangenheit bedeutet, wurde in allen Redebeiträgen deutlich. Es ginge um die Würdigung der (ostdeutschen) Lebenserfahrungen, um die letzten 30 Jahre, so Katrin Budde. Doch für junge Menschen in einem älteren Publikum blieben viele offene Fragen ungeklärt. Wie werden die jungen Menschen in die Prozesse integriert? Kann die Abwanderung junger Menschen aus Sachsen-Anhalt damit gestoppt werden? Welche Perspektiven werden geschaffen? Und wie werden diese zugänglich gemacht?

Bei einer Veranstaltung, dessen Teilnehmer:innen überwiegend zu den älteren Generationen gehörte, fehlte eine junge Perspektive. Simon Rogge, der Vorsitzende der Jusos Halle, beteiligte sich als letzter Redebeitrag an der Diskussion. Er fragte, inwiefern das Zukunftszentrum eine Chance für die jungen Menschen sein kann und wie diese miteinbezogen werden. Eine hoffnungsvolle Frage mit eher enttäuschenden Antworten. Der Konsens der Politiker:innen: Engagiert euch.

Ein sicher gut gemeinter Hinweis. Doch die wenigen, im Raum sitzenden jungen Menschen waren gerade auf der Veranstaltung, weil sie sich bereits engagieren, ob im politischen Bereich oder in der Hochschule. Eine zentrale Frage bleibt also weiterhin offen: Wo werden sich die jungen Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus in der Arbeit des Zukunftszentrums wiederfinden?

 

Pauline Nöltge ist studentische Mitarbeiterin der SPD-Fraktion. Franka Wolberg absolvierte zuletzt ein Praktikum bei der Fraktion.

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