Die Stadt neu kennenlernen: Vier Wochen als Praktikant in der Kommunalpolitik

Mein Name ist Max, ich bin 22, gebürtiger Hallenser und ich studiere Politikwissenschaft und Medien- und Kommunikationswissenschaften im 5. Semester. Im Rahmen meines Politikstudiums war ich für 4 Wochen als Praktikant bei der Geschäftsstelle der SPD-Fraktion Halle (März 2019). Obwohl mich eigentlich die journalistische, über Politik berichtende Perspektive für die Zukunft reizt, ist es sinnvoll, den politischen Alltag vorher selbst erlebt zu haben. Wenn man nicht für vier Wochen nach Magdeburg in den Landtag möchte, bietet sich der Stadtrat in Halle an. Gerade aufgrund der anstehenden Kommunalwahl im Mai, versprach der Stadtrat Spannung. Durch mein Studium kenne ich Christian Ignorek, der seit seinem Praktikum in der Geschäftsstelle arbeitet, der Fraktion also erhalten geblieben ist. Das war ein guter Anlaufpunkt für mich, um vorher abzutasten, was mich erwarten würde.

Erwartet haben mich Marcus Schlegelmilch, Thomas Stimpel, Lukas Reichenberger, Hanna Schmid und eben Christian, die ihren Alltag in der Geschäftsstelle routiniert und sehr entspannt abwickeln. Die Arbeitsatmosphäre ist also gelassen, es ist Zeit für den einen oder anderen Scherz. Die Arbeit in der Geschäftsstelle ist sehr vielseitig. Es werden Termine und Einladungen für die Fraktionsmitglieder organisiert und kommuniziert. Es wird viel telefoniert und recherchiert. Um Anfragen, Anträge etc. erfolgreich im Stadtrat einzubringen, braucht es präzise Recherche und Auseinandersetzung mit der Thematik. Dann kann auch den Stadträten unter die Arme gegriffen werden. Die SPD stellt die drittgrößte Fraktion im Stadtrat, mit 11 Stadträten, dazu kommen 16 Sachkundige Einwohner.

Um den Praktikumsalltag zu beschreiben, ist ein Querschnitt meiner bisherigen Tätigkeiten hilfreich. In der ersten Woche ging es gleich furios los, denn vor unserer Tür, auf dem Markt, war Karneval. Glücklicherweise durfte ich vor der Beschallung flüchten und zwar zum Lehmannsfelsen, um die Vermüllung der Böschung mit Glasflaschen zu dokumentieren, auf die mehrere Bürger hingewiesen hatten. Das Problem wurde mit einer mündlichen Anfrage in den Ausschuss für Ordnung und Umwelt eingebracht, die ich vorformuliert habe. Bei einer ähnlichen Thematik dokumentierte ich fehlende Beleuchtung im Pestalozzipark und ein Müllproblem am S-Bahnhof Silberhöhe, um Hinweise von Anwohnern an die Verwaltung weiterzugeben und Lösungsvorschläge zu bieten. Außerdem nahm ich als Zuschauer am Bildungsausschuss teil und war gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Schmidt und Stadtrat Torsten Schiedung bei einer Bürgersprechstunde im Familiencafe Völkchen in der Südstadt, um aktuelle Probleme aufzunehmen, die im Stadtrat eingebracht werden können. Auch in der folgenden Woche nahm ich an anstehenden Ausschüssen teil und lernte nach und nach die Fraktionsmitglieder kennen. Zusammen mit Marcus bekam ich bei kurzen Besuchen auch Einblicke in Teile der Verwaltung, wie z.B. beim Team Repräsentation und ich wurde den Mitgliedern der anderen Geschäftsstellen der Stadtratsfraktionen vorgestellt. Ich wurde weiterhin eingebunden in Recherche und Zuarbeit für Fraktionsmitglieder. Auch am Quartiersbesuch in der südlichen Innenstadt nahm ich teil und kam zusammen mit Fraktionsmitgliedern mit Vereinen wie dem Clara Zetkin e.V., dem Postkult e.V. und Sankt Georgen e.V. ins Gespräch. Der Quartiersbesuch war sehr interessant und entsprach genau meiner Vorstellung von Kommunalpolitik. In Woche drei konnte ich schließlich auch Zeit finden, um an einer Vorstands- und Fraktionssitzung teilzunehmen. In meiner letzten Woche bei der SPD-Fraktion, wartete nun noch eine Stadtratssitzung auf mich, eine Art Finale. Da es meine erste Stadtratssitzung war, kann ich schwer beurteilen, wie sie in Relation zu anderen Sitzungen steht. Es war jedoch spannend, wenn auch etwas langwierig. Kurz vor der anstehenden Wahl, wollte jede Partei noch mal Argumente für sich bieten und Anträge wurden mit jeweils langen Vorreden erläutert. Im Verlauf der Sitzung kam es immer wieder zu hitzigen Debatten. Außerdem wurde Katja Müller als neue Stadtratsvorsitzende gewählt, was mit Applaus quittiert wurde, was, wie ich mir sagen lassen habe, eine sehr ungewöhnliche Reaktion im Stadtrat ist.

Ich kann sagen, dass ich mich in der Geschäftsstelle sehr wohlgefühlt habe und interessante Einblicke in verschiedenste Tätigkeiten bekommen habe. Ich habe definitiv ein besseres Verständnis für Kommunalpolitik bekommen und möchte mich bei allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle bedanken, speziell Marcus Schlegelmilch, der während der vier Wochen mein direkter Ansprechpartner war, alle Fragen beantworten konnte und sich große Mühe gegeben hat, mir möglichst viele Facetten zu zeigen.

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