Erklärung zur möglichen Bewerbung Halle als Kulturhauptstadt Europas 2025

Im Stadtrat (31.08.2016) hat der Vorsitzende des Stadtrates, Hendrik Lange, eine Erklärung der SPD-Fraktion sowie der Fraktionen DIE LINKE, Bündnis90/DIE GRÜNEN, MitBÜRGER für Halle- NEUES FORUM zur möglichen Bewerbung Halles als Kulturhauptstadt Europas 2025 verlesen.

Die SPD-Fraktion hat sich intensiv in den Entstehungsprozess eingebracht. Als ersten Schritt soll die vom Oberbürgermeister angekündigte Beschlussvorlage zum Thema in einer Sondersitzung des Haupt- und Kulturausschuss im Oktober 2016 beraten werden. Darauffolgend soll das weitere Verfahren besprochen werden.

Die vollständige Erklärung lautet:

Wir sind der Überzeugung, dass die Stadt Halle (Saale) eine historisch gewachsene Stadt der Bildung und Kultur ist. Den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ zu tragen, wäre in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für die Stadt. Zugleich sind wir jedoch der Überzeugung, dass sich das kulturelle Selbstbewusstsein Halles nicht vordergründig aus Titeln speist. Eine nachhaltig gewachsene und geförderte, weil gesellschaftlich und politisch gewollte Kulturlandschaft ist das, was eine „Kulturhauptstadt“ wirklich ausmacht.

Der Vorstoß des Oberbürgermeisters, sich als Stadt Halle um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ 2025 zu bewerben, könnte zu einer weiteren, wichtigen Diskussion über die städtische Kulturlandschaft führen.. Diese Diskussion wollen wir breit und intensiv führen, denn wir erachten sie jenseits der Frage, ob am Ende eine Bewerbung der Stadt Halle um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ steht, für wichtig und in jedem Falle bereichernd. Es muss eine Diskussion sein, die sich auf eigene Stärken besinnt und sich nicht von städtischen Konkurrenzkämpfen leiten lässt, wenn sie glaubwürdig sein soll.

Vordergründiges Ziel der Diskussion darf nicht sein, wie die Stadt schnell zu einer Bewerbung findet. Die Fixierung darauf birgt die Gefahr, dass eine „Kulturhauptstadt“ konstruiert wird. Hauptaugenmerk der Diskussion muss sein, wie die städtische Kulturlandschaft nachhaltig erhalten, ausgebaut und gefördert werden kann und Halle aus sich selbst heraus zu einer „Kulturhauptstadt“ wird. Dazu gehört auch die kritische Reflexion über den massiven Abbau der halleschen Kulturlandschaft in den zurückliegenden Jahren.

Am Ende kann, muss aber keine Bewerbung um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ stehen. Wir verstehen diesen nicht als identitätsstiftend für das kulturelle Halle, vielmehr als Sahnehäubchen auf einer aus eigener Kraft erlangten kulturellen Identität und Vielfallt.

Dieser Kraftakt, den dieses Verfahren erfordert, kann nur gelingen, wenn sich alle in Betracht kommenden Kräfte der Stadt dafür einsetzen. Der Stadtrat als demokratische Institution der halleschen Bürgerschaft fühlt sich verpflichtet, maßgeblich daran mitzuwirken und ein Verfahren in die Wege zu leiten, wie der Vorstoß des Oberbürgermeisters fruchtbringend in eine entsprechende Diskussion münden kann.

Das bedeutet, dass die im Stadtrat vertretenen Fraktionen die vom Oberbürgermeister per Presseerklärung angekündigte Beschlussvorlage für den September-Stadtrat als einen bereichernden Beitrag zur Diskussion verstehen. Die Beschlussvorlage wird in den Haupt- und Kulturausschuss verwiesen, die in einer gemeinsamen Sondersitzung im Oktober 2016 über die Zusammenführung von Personen, Institutionen, VertreterInnen der städtischen Kultur und der Stadtpolitik (usw.) in einem geeigneten Gremium beraten, um die angestrebte Diskussion in Gang zu setzen.

Indem das Gremium in einem ersten Schritt das Hauptaugenmerk auf eine umfassende Evaluierung und kritische Aufstellung der Kulturlandschaft Halles lenkt, wird die Diskussion um die Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas“ begleitend und ergebnisoffen geführt – sowohl was die Frage des „ob“ als auch die des Zeitpunkts betrifft. Das bedeutet, dass die Auseinandersetzung mit einem bereits vorgelegten Konzept nicht am Anfang der Diskussion stehen kann.

Ist es von allen Beteiligten gewollt, macht die Stadt Halle zunächst einen kulturellen Kassensturz, der zur Klarheit über den Zustand und die Herausforderungen der halleschen Kultur genauso beiträgt wie über die Sinnhaftigkeit einer Bewerbung Halles um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ 2025. So oder so würde am Ende ein fundiert diskutiertes und breit getragenes Ergebnis stehen, das so oder so nicht das Ende des Diskussionsprozesses bedeuten darf.

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