Nach knapp einjähriger Vorarbeit war es endlich so weit. Am 24. November hat der Wirtschaftsausschuss erstmals über den durch die SPD-Fraktion angestoßenen Entwurf des städtischen Wirtschaftskonzeptes beraten. Die Neuausrichtung unserer Strategie auf diesem Gebiet ist dringend erforderlich. Seit Jahren liegt Halle in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung hinter vergleichbaren Städten in Ost und West.
Das verarbeitende Gewerbe ist in der Regel ein Garant für gut bezahlte Jobs und somit die Grundlage für eine solide Wirtschaftsstruktur. In unserer Stadt ist lediglich einer von 20 Arbeitsplätzen diesem Sektor zuzurechnen. Halle verbuchte in der Vergangenheit vor allem größere Ansiedlungen im eher gering bezahlten Dienstleistungs- und Logistikbereich.
Dabei sind die hiesigen Rahmenbedingungen aus Sicht der SPD-Fraktion viel besser als die gegenwärtige Entwicklung. Mit dem Mitteldeutschen Multimediazentrum (MMZ), dem Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) und dem Designhaus der Burg Giebichenstein verfügen wir über hervorragende Gründerhorte. Deren Arbeit wird durch unsere Hochschulen und mehrere Forschungsinstitute nationalen Rangs befördert. Kooperationen zwischen diesen Einrichtungen haben eine beachtliche Gründungskultur in der Stadt verankert.
Hier gilt es zukünftig viel stärker anzusetzen. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass ‚die‘ eine große Ansiedlung alles zum Guten wendet. Unser Potenzial liegt neben Neugründungen insbesondere in der Pflege und Förderung der Bestandsunternehmen vor Ort. Der Entwurf der Stadtverwaltung hat einige Forderungen der Fraktionen aufgegriffen, dennoch liegt ein Fokus des Entwurfs nach wie vor auf der Ansiedlung von Mehrwertlogistik. Dies greift aus Sicht der SPD nicht weit genug. Die Logistikbranche wird unsere Lage kaum entscheidend verbessern. Nüchtern ist festzuhalten: Halle hat zu wenig hochbezahlte Jobs, eine unterdurchschnittliche Kaufkraft und zu geringe Gewerbesteuereinnahmen. Der Erfolg jedes Wirtschaftskonzeptes muss sich daher daran messen lassen, ob hier eine nachhaltige Verbesserung eintritt.
Hierzu streben wir eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem industriell stärkeren Saalekreis an, bei der wir auf eine Vernetzung von Wissenschaft und Wertschöpfung setzen. Wir sind überzeugt davon, dass Halle mehr kann, wir müssen unsere Potenziale nur effektiver einsetzen und die Wirtschaftsstruktur des Umlandes besser nutzen.