Herzinfarkte gehören zu den häufigsten Todesursachen. Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen und Leben zu retten sind für viele Menschen selbstverständlich. Allerdings fühlen sich Laien in einer akuten Situation schnell überfordert und verunsichert. Bereits heute findet man über den Link http://geodienste.halle.de/halgis/?l=defibrillatoren eine kartografische Übersicht über die Standorte von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren in Halle (Saale). Allerdings ist dieser Link nur wenigen Hallenserinnen und Hallensern bekannt und in einer Notfallsituation nur bedingt hilfreich. Deshalb soll – so der Antrag der SPD-Fraktion im Stadtrat am 28.08.2019 – eine entsprechende App entwickelt werden und diese im Nachgang beworben werden.
Dazu Eric Eigendorf, Vorsitzender der SPD-Fraktion Stadt Halle (Saale): „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, gemeinsam mit dem ASB Regionalverband Halle/Bitterfeld e.V. die App ‚HALLE SCHOCKT‘ einzuführen. Der Großteil der Bevölkerung hat heutzutage ein Smartphone. Es liegt also nahe, dass wir die digitalen Möglichkeiten nutzen, um Laien Sicherheit zu geben und sie zu unterstützen, wenn sie in einem Notfall einem Menschen das Leben retten wollen. Wir halten es für fahrlässig, hier nicht aktiv zu werden.“
Dr. Silke Burkert, Ärztin und Stadträtin der SPD-Fraktion ergänzt: „Die zu entwickelnde Notfall-App ‚HALLE SCHOCKT‘ würde alle wichtigen Funktionen bündeln, die Laien in so einer Situation benötigen. Per App kann direkt ein Notruf abgesetzt werden und Rettungskräften oder Feuerwehr wird der Einsatzort direkt übermittelt. Die App navigiert den Helfenden im Bedarfsfall direkt zum Standort des nächsten verfügbaren Laiendefibrillators (AED-Gerät). Eine Ersthelferfunktion führt ausgebildete Ersthelfer, die sich in der Nähe befinden, zum Ort des Notfalls. Und die App bietet die Möglichkeit, dass dem Helfenden direkt die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen systematisch dargestellt werden.“
Eric Eigendorf abschließend: „Die beste App bringt nichts, wenn sie keiner kennt und nutzt. Hamburg, Leipzig und andere Städte machen vor, dass eine Werbekampagne notwendig ist, um auf das Thema Lebensrettung und die Chancen, die diese App bietet, aufmerksam zu machen. Und je mehr Unternehmen, Behörden, Supermärkte und andere Einrichtungen sich einen Laiendefibrillator anschaffen und öffentlich zugänglich machen, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass im Falle von Herzinfarkten Leben gerettet werden können. Im Zeitalter der Digitalisierung müssen wir auch die digitalen Möglichkeiten nutzen, um Ersthelfer zu unterstützen.“
Hintergrund zum Thema und zur App am Beispiel „HAMBURG schockt“
Studien haben gezeigt, dass Menschen vor allem deshalb nicht helfen, weil sie Angst davor haben, Fehler zu machen. So gaben in einer Studie aus dem Jahr 2015, die der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in Auftrag gegeben hatte, rund 44 Prozent der befragten Menschen in Deutschland an, dass sie sich in einer Notsituation nicht zutrauen, Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen, weil sie Angst hätten, etwas falsch zu machen. Gleichzeitig gaben aber 99 Prozent der Befragten an, dass sie es wichtig finden würden, sich mit Erster Hilfe auszukennen. Allerdings lag bei rund 20 Prozent der Befragten der letzte Erst-Hilfe-Kurs mehr als fünf Jahre zurück, bei rund 33 Prozent mehr als zehn Jahre.
Der Stadt Halle (Saale) würden einmalig Kosten in Höhe von 4.200 Euro für die Nutzung des Datenbank- und Websitensystems, das durch den ASB zur Verfügung gestellt wird, entstehen. Der ASB hat entsprechende Apps bereits in anderen deutschen Städten entwickelt. Zudem kostet die Nutzung monatlich 199 Euro. Die App „HALLE SCHOCKT“ selbst wäre für die Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei und könnte gratis über den Google Play Store und den iTunes Store heruntergeladen werden.
Entscheidend für die Wirksamkeit der App ist, dass die Datenbank für die Standorte der AED-Geräte regelmäßig aktualisiert wird. Zudem entsteht der Mehrwert durch diese App, die mehrere Funktionen in einer Form bündelt, wie sie sonst keine andere Notfall-App vorweisen kann, indem ihre Einführung öffentlichkeitswirksam im Rahmen einer Kampagne begleitet wird.
Nähere Informationen zur App und ihrer Funktionsweise werden in folgendem Video erklärt: https://www.hamburg-schockt.de/fileadmin/user_upload/hamburg_schockt/videos/ASB-SCHOCKT.mp4
Hintergrund zur SPD-Fraktion Stadt Halle (Saale)
Die SPD-Fraktion in der VII. Wahlperiode des Stadtrates von Halle (Saale) besteht aus fünf Stadträtinnen und Stadträten:
Dr. med. Silke Burkert, HNO-Ärztin in Halle, Stadträtin seit 2019
Katharina Hintz, Bereichsleiterin Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau/Wittenberg, Stadträtin seit 2009
Eric Eigendorf, Jura-Student an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und juristischer Mitarbeiter in einer Anwaltskanzlei, Stadtrat seit 2014
Johannes Krause, Regionsgeschäftsführer DGB-Region Halle-Dessau, Stadtrat seit 1999
Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Sachsen-Anhalt-Thüringen, Stadtrat seit 2014.