Wenn der Stadtrat am 27. November 2013 den Beschluss fassen sollte, die ehemalige Weingärtenschule abzureißen, verschwindet ein großes straßenbildprägendes und denkmalgeschütztes Gebäude für immer aus dem Stadtbild. Das Haus Böllberger Weg 188, heute den meisten nur als Künstlerhaus bekannt, gehört mit seiner ganzen wechselvollen Geschichte zu Halle. Einen Abriss kann man nicht rückgängig machen, selbst wenn nach Jahren und mit genügend Geld der Wunsch dazu aufkäme. Die SPD-Fraktion unterstützt seit jeher und aus Überzeugung den Denkmalschutz. Wir wissen aber auch, dass eine Stadt, besonders eine Großstadt, ständig baulichen Veränderungen unterworfen ist und diese Veränderungen auch braucht. Wäre es anders, wäre das Haus mit der Nummer 188, wie viele wichtige Baudenkmale der Gründerzeit nie gebaut worden.
Das Haus ist baulich nicht einzigartig in unserer Stadt. Wir haben viele schöne gründerzeitliche Schulgebäude. Die gegenwärtige Nutzung oder eine in Betracht kommende künftige Nutzung ist zwar wichtig. Sie steht jedoch bei dieser Abriss-Entscheidung nicht im Vordergrund, denn die Vereine, die das Haus heute nutzen, können andere Domizile finden. Gleichwohl ergeben sich nach unserer Auffassung gute Gründe dafür, diese Gebäude zu erhalten. Aber wir können schon bei unseren Klassikern den Satz lesen: „Den bessern Gründen müssen gute weichen.“ Und wenn es diese Gründe gibt, kann der Stadtrat sich der Verantwortung nicht verweigern.
Der Böllberger Weg soll so umgebaut werden, dass Straßenbahngleis und Straße getrennt werden. Das ist sinnvoll und notwendig. Weil diese Trennung den Straßenbahnverkehr verbessert, fördert der Bund solche Baumaßnahmen mit 90 Prozent der Kosten. Nur so kann Halle sich den Umbau von Böllberger Weg und Steintor leisten. Wenn feststeht, dass die Förderung nur dann möglich ist, wenn auf der gesamten Strecke Gleis und Straße separat laufen können, ist der Abriss des Hauses unvermeidlich.
Es wäre töricht und verantwortungslos, die Chance auf Umbau des Böllberger Weges für Jahrzehnte zu verschenken, denn in Halle müssen Menschen leben und mobil sein können. Aber wir wollen als Bürger von Halle und als verantwortliche Stadträte nicht leichtfertig, also ohne sichere Kenntnis von überzeugenden besseren Gründen einem solchen Abriss zustimmen. Darum bestehen wir auf einer klaren Aussage des Bundes zu den Bedingungen seiner Förderentscheidung und einem Nachweis dieser Aussage.